Kurs halten und Chancen nutzen

Portraitfoto von Dr. Joachim Wieland, CEO Aurelis
Beitrag von Dr. Joachim Wieland

Seit mehr als zehn Jahren gehört er zur Standardrhetorik von Immobilieninvestoren und Maklern: der „sichere Hafen“ Deutschland. Dahinter verbarg sich stets ein – etwas romantisches – Bild, dass die weltweiten Stürme kommen und gehen können, aber die hiesigen Wohn- und Gewerbeimmobilienmärkte davon unbeeindruckt bleiben. Selbst während der weltweiten Finanzkrise 2008 schienen zumindest deutsche Wohnimmobilien weitgehend stabil.

Die momentanen Herausforderungen sind allerdings nicht nur sehr zahlreich – sondern auch in ihrem Zusammenwirken beispiellos. Deshalb können selbst die gründlichsten Analysten nur sehr begrenzt von dem Wissen und den Daten der Vergangenheit zehren. Spätestens jetzt zeigt sich, dass der deutsche Immobilienmarkt sehr wohl mit den internationalen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen korrelieren kann. Die Transaktionen sind ab Jahresmitte eingebrochen und wer kann, wartet ab – es ist zu einem weitgehenden Marktstillstand gekommen. Das wirkt sich bereits unmittelbar auf die Immobilienpreise aus.

Bei einigen Akteuren mag es jetzt sinnvoll oder sogar überlebenswichtig sein, das Geschäftsmodell umzustellen. Aurelis hingegen profitiert von vier Faktoren:

  1. Wir haben uns als integrierte Plattform für die komplette Wertschöpfungskette der Immobilien aufgestellt: vom Flächenerwerb über die Projektentwicklung bis zur Optimierung und dem Management unseres Bestandsportfolios sowie der Betreuung unserer Mietparteien und dem Verkauf ausgewählter stabilisierter Immobilien. Das heißt konkret, dass wir je nach Marktsituation entscheiden können, wo wir den strategischen Schwerpunkt unserer Aktivitäten legen wollen.
  2. Über unser stetig wachsendes Bestandsportfolio ist ein stabiler Cashflow in Form von Mieteinnahmen gesichert. Ob, wann und in welcher Form wir darüber hinaus Projektentwicklungen umsetzen, passen wir an die aktuellen Rahmenparameter wie Zinsen, Baukosten und Nachfragesituation an.
  3. Wir verfügen über Flächenreserven, die wir sukzessive revitalisieren beziehungsweise bebauen können. So können wir immer dann und dort Projekte entwickeln, wo die Nachfrage von Unternehmen nach Mietflächen gegeben ist.
  4. Zu guter Letzt ist Aurelis in einem Segment aktiv, das tatsächlich der Krise trotzen könnte: Die derzeitigen Tendenzen zum Nearshoring oder sogar Onshoring sowie die Verlagerung vom stationären Einzelhandel zum E-Commerce könnten die Nachfrage nach Flächen in Gewerbeparks und Logistikflächen stabil halten.

Dennoch heißt dies bei uns keinesfalls, dass wir uns nicht weiter verändern müssen: Die Energiekrise zeigt, wie negativ eine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sei es nun Gas oder Öl, tatsächlich sein kann. Selbst wenn es hoffentlich bald zu einer friedlichen Lösung in der Ukraine kommt und die Rohstoffpreise wieder sinken, ist das Grundproblem für die Immobilienwirtschaft und unsere Gesellschaft als Ganzes nicht aus der Welt geschafft.

Dementsprechend ist es aus unternehmerischer Sicht nur allzu sinnvoll, möglichst klimaschonende Immobilien zu entwickeln und zu vermieten. Gerade in einem Rezessionsszenario, das sich möglicherweise doch irgendwann bremsend auf den Flächenbedarf auswirkt, bleiben nachhaltige Immobilien nachgefragt und wertstabil.

Ich würde deshalb die Haltung der Aurelis in der gegenwärtigen Situation folgendermaßen formulieren: Der Kostendruck ist enorm, in den kommenden Monaten ist nicht viel Bewegung am Markt zu erwarten. Es wird trotz alledem immer wieder Chancen zu gezielten Projektentwicklungen geben. Und die wird Aurelis wie gewohnt gründlich analysieren und – wenn Rendite und Risiko im angemessenen Verhältnis stehen – nutzen.