Vitrinen für die ganze Welt: ein Tag bei Glasbau Hahn in der Gwinnerstraße in Frankfurt

Museen beherbergen ja so einige Schätze – seien es meisterhafte Kunstwerke, historische Artefakte oder auch jahrtausendealte Fossile. In vielen Fällen gibt es jedoch eine Gemeinsamkeit: Wenn ein Museum eine neue Ausstellung plant, kann es sehr gut sein, dass bald darauf bei Glasbau Hahn in der Gwinnerstraße das Telefon klingelt.

Seit 1829 arbeitet das Familienunternehmen Glasbau Hahn in Frankfurt im Bereich besonderer Glaskonstruktionen. Zu Beginn der 1930er-Jahre erfand Otto Hahn den Glaszement und ermöglichte dadurch die Ganzglaskonstruktion ohne Rahmen. Seit dieser Zeit konstruiert Glasbau Hahn Museumsvitrinen für wichtige Kulturschätze und gehört heute zu den Weltmarktführern auf diesem Gebiet. Mit einer Fläche von insgesamt rund 6.200 Quadratmetern in drei Gebäuden ist Glasbau Hahn zudem der größte Mieter im Aurelis-Gewerbepark in der Frankfurter Gwinnerstraße. Und diese Flächengröße wird auch dringend benötigt, denn es gibt viel zu tun. Lesen Sie hier, wie ein Arbeitstag bei Glasbau Hahn aussieht.

6:48 Uhr: Ein Teil aus der Belegschaft der Fertigung steht bereits in der Halle, genauer gesagt um einen großen metallenen Zylinder. Die Thermoskanne mit 2,2 Liter Fassungsvermögen gehört zu den wichtigsten „Arbeitsmitteln“ bei Glasbau Hahn. Der Duft des frisch gebrühten Kaffees ist sehr intensiv – und weckt den Tatendrang selbst an einem regnerischen Morgen.

7:02 Uhr: Der erste Lkw fährt auf den Hof und bringt das Rohmetall, aus dem die Schweißer in Einzelfertigung die individuellen Vitrinenstrukturen und Unterkonstruktionen erschaffen, für die Glasbau Hahn weltweit bekannt ist. Mal sind es Kuben, mal Dreiecke, mal abgerundete Formen, je nach Wunsch der unterschiedlichen Kunden von Glasbau Hahn, zu denen Architektur- und Designbüros, Kuratoren und Konservatoren – vom großen weltweit bekannten Museum, bis hin zum Privatsammler – zählen. Auch in der Ladung sind bereits fertig geschweißte Stahlkonstruktionen, die bereit sind für ihren gläsernen Aufbau zu komplexen, teils klimatisierten, beleuchteten, einbruchssicheren und entspiegelten Vitrinen. Weltbekannte Kunst- und Kulturgüter wie die Lutherbibel, die Goldmaske des Tutanchamun oder 5.000 Jahre alte archäologische Funde werden später darin präsentiert und gleichzeitig in kontrollierten Umweltbedingungen konserviert. Bei dieser einen Lieferung soll es aber nicht bleiben. Den ganzen Tag über kommen immer wieder Lkw mit Spezialgläsern, die vor Ort zugeschnitten und geschliffen werden, sowie weitere Materialien an. Die Freiflächen vor den Gebäuden sind für Glasbau Hahn daher genauso Arbeitsort wie die Flächen für den Metallbau, die Administration und die Endmontage. Hier lagern in großen Holzkisten auch die fertigen Vitrinen, die bereit sind für ihren weltweiten Versand per Schiff oder Luftfracht.

8:21 Uhr: Heute geht es in Sachen Transport besonders lebhaft zu. Es werden drei Seefrachtcontainer geliefert, die sofort unter Hochdruck beladen werden. Denn dafür sind jeweils nur zwei Stunden Zeit – sonst erhöhen sich die Containerkosten. Die Vitrinen, die an diesem Morgen verladen werden, gehören zu einem mittelgroßen Auftrag eines Museums in Shanghai. Für Großaufträge sind durchaus auch mal 15 Container erforderlich. Die Seefrachtcontainer kommen ein- bis zweimal im Monat und gehören damit ebenso zum Arbeitsbild von Glasbau Hahn wie die Lkw. 90 Prozent der Aufträge kommen aus Übersee – sei es Ägypten oder China.

9:00 Uhr: Während in der Fertigung auf Hochtouren gearbeitet wird, tut sich auch an anderer Stelle im Gewerbepark Gwinnerstraße einiges. Einmal pro Woche findet im Backoffice-Bereich von Glasbau Hahn ein kleines Vertriebsmeeting statt – vier Kolleginnen und Kollegen kommen heute zusammen und besprechen die neuen Aufträge. Die Auftragslage ist gut, wie eigentlich immer. Das war sie sogar auf dem Höhepunkt der internationalen Finanzkrise nach der Lehman-Pleite. Die US-Zeitung New York Times hatte Glasbau Hahn damals exemplarisch für die Stärke kleiner, spezialisierter Unternehmen aus Deutschland gelobt.

10:42 Uhr: Ein Ingenieur aus der Konstruktionsabteilung übergibt seine Auto-CAD-Zeichnung in die sogenannte Arbeitsvorbereitung. Dort werden die 2-D- oder 3-D-Zeichnungen künftiger Vitrinen in die Übersicht über die erforderlichen Bestandteile von Winkel bis Schraube überführt. Danach geht alles in die Fertigung. Das Ingenieurteam bei Glasbau Hahn besteht aus insgesamt 15 Personen.

11:27 Uhr: Alle Abteilungen finden sich unter dem langen Schleppdach in der selbst gebauten Lounge ein: Sie besteht aus Palettenmöbeln und – natürlich – einem Glastisch. Die Lounge ist Pausenraum im Freien, Raucherzone und Ort für den informellen Austausch. Die Kommunikation zwischen den Abteilungen ist gerade in einem Unternehmen mit Menschen, die handwerklich anpacken, und Menschen, die in der Planung und Administration tätig sind, besonders wichtig. Und ein wenig Pause zwischendurch muss auch mal sein. Manchmal kommen Nachbarn vorbei, heute beispielsweise ein Schreiner und ein Steinmetz, mit denen Glasbau Hahn schon öfters zusammengearbeitet hat.

13:31 Uhr: Das Handy, auf dem lokale „Notrufe“ eingehen, klingelt. Diese Notrufe betreffen ein wichtiges Geschäft, das Glasbau Hahn mit abdeckt: Das Unternehmen fungiert immer noch als Glaserei für Privat- und Geschäftsleute in Frankfurt und Umgebung, denen beispielsweise eine Schaufensterscheibe zu Bruch gegangen ist. Die Glaser machen sich in wenigen Stunden auf den Weg, nehmen Maß und sichern das kaputte Schaufenster zunächst mit Holzplatten. Sobald die passende Verglasung vor Ort ist, kann bereits morgen Abend wieder alles wie neu aussehen.

14:42 Uhr: Ein Vertriebsmitarbeiter muss nach Indien, aber der Visa-Antrag hakt. Die Administration versucht, den Vorgang zu beschleunigen, fragt immer wieder nach. Die Flug- und Reiseplanung steht bereits. Das Vertriebsteam von Glasbau Hahn reist immer wieder quer durch die Welt und bringt oft kleine Souvenirs mit – in jedem Fall aber Anekdoten.

15:00 Uhr: Großes Meeting mit 16 Kolleginnen und Kollegen aus Vertrieb, Projektmanagement und Technik. Es geht um die Schnittstellen und Übergabepunkte für einen Kunden aus China, der mit einer vierköpfigen Delegation zu Glasbau Hahn kommen wird – für eine Bemusterung seiner Museumsvitrinen. Alle sechs bis zehn Wochen finden derartige Bemusterungen von Prototypen statt – sie sind stets gleichzeitig Meilenstein und Startschuss zum Endspurt. Denn bei der Bemusterung klären sich oft noch Details oder Anforderungen ändern sich bei näher rückender Deadline. Diese Energie vor dem herausfordernden Endspurt ist in den Meetings spürbar, denn auch als Weltmarktführer muss man sich immer wieder beweisen.

15:32 Uhr: Nebenan im Verwaltungsbereich klingelt das Telefon, die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt etwas hektisch. Die vor einer Woche in die USA gelieferten Vitrinen müssen nun doch künstlich beleuchtet werden, das natürliche Licht reicht nicht aus. Für Glasbau Hahn handelt es sich um eine sogenannte Change-Order. Heißt: Der Kunde wünscht sich nachträglich eine Abweichung vom ursprünglichen Auftrag. Nach einigen internen Absprachen ist die Lösung klar: Ein LED-Lichtstreifen, aber bitte mit 110-Volt-Netzteil. Nur wenig später hat der Einkauf die benötigten elektrischen Komponenten bestellt, sodass die speziell gefertigte Beleuchtung bald die Reise zur Tochtergesellschaft nach Amerika antreten kann. Das lokale Wartungs- und Installationsteam wird davon unterrichtet und übernimmt die Organisation des Einbaus.

16:07 Uhr: Der letzte Lkw ist entladen und verlässt das Areal. Das ist vergleichbar mit einem Gong, der so langsam den Feierabend einleitet.

17:30 Uhr: In Frankfurt sitzt man nach Feierabend gerne zusammen und gönnt sich auch mal einen Apfelwein. So auch bei Glasbau Hahn, deren Mitarbeitende sich gerne im fußläufig entfernten Innenhof des Frankfurter Lokals „Rad“ treffen. Das „Stöffche“, wie der Apfelwein in Frankfurt auch genannt wird, wird hier noch selbst gemacht. Heute kommen zwei Ingenieure und ein paar Kollegen aus der Fertigung im „Rad“ zusammen. Lang wird der Abend aber nicht, denn am nächsten Morgen geht es schon wieder früh weiter.

19:00 Uhr: Weltweites Arbeiten bedeutet auch mit unterschiedlichen Zeitzonen umgehen. Drei Vertriebsmitarbeiter haben eine Videokonferenz mit einem potenziellen Kunden in Los Angeles, das heißt, ihr Feierabend muss warten. Aber auch nach 20:00 Uhr bieten die dann geschlossenen Eingangstore eine sichere Umgebung.