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Wie die Immobilienbranche die Wirtschaft jetzt unterstützen kann – die drei wichtigsten Handlungsfelder
Das Wirtschaftswachstum ist derzeit eher als zartes Pflänzchen zu bezeichnen. Die Bundesregierung erwartet für das Jahr 2025 gerade einmal ein Plus von 1 Prozent. Inflationsbereinigt bedeutet dies sogar einen leichten Rückgang. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in verschiedenen Wirtschaftszweigen wider. Die Fertigungszahlen im produzierenden Gewerbe gingen im Juli verglichen mit dem Vormonat preisbereinigt um 2,4 Prozent zurück, die Industrie verzeichnet ein Minus von 3,2 Prozent. Auch auf dem Arbeitsmarkt und im Einzelhandel ist die Stimmung verhalten.
Als Immobilienentwickler und Bestandshalter wollten wir wissen, wie sich die aktuelle Wirtschaftslage langfristig auf den Flächenbedarf der Unternehmen auswirkt und haben deshalb Anfang dieses Jahres gemeinsam mit dem Fraunhofer IIS eine umfassende Studie durchgeführt. Teil dieser Studie war eine Befragung der 40 größten Nutzer von Logistik- und Industrieimmobilien, da diese erfahrungsgemäß sehr sensibel auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen reagieren. Ergänzt wurde die Befragung durch mehr als 10.000 immobilienbezogene Datensätze des Fraunhofer Instituts. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass ab 2025 mit einem Anstieg des Flächenbedarfs zu rechnen ist – wobei wir aus aktuellen Gesprächen mit Logistiknutzern bereits wissen, dass dieser Anstieg eher gegen Ende als zu Beginn des kommenden Jahres zu erwarten ist. Insbesondere der E-Commerce sowie der stationäre Einzel- und Großhandel werden voraussichtlich die treibenden Kräfte sein. Die klassische Industrie hingegen wird langfristig mit einem reduzierten Flächenbedarf auskommen, benötigt aber weiterhin moderne Immobilien, die den Anforderungen neuartiger Produktionsprozesse und dynamischer Supply Chains gerecht werden.
Genau hier kann und sollte die Immobilienwirtschaft ansetzen, um die notwendigen Flächen für zukünftiges Wirtschaftswachstum bereitzustellen. Dabei geht es vor allem um drei konkrete Handlungsfelder:
Erstens – Flächen für den Strukturwandel bereitstellen
Die Ausbildung und Qualifikation der Fachkräfte in Deutschland ist im internationalen Vergleich nach wie vor hervorragend. Will der Wirtschaftsstandort Deutschland diese Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten, müssen die entsprechenden Unternehmen ihre Innovationskraft voll entfalten können. Dafür werden Flächen an den so genannten Zukunftsstandorten benötigt, also in Regionen, die sich durch eine hohe Wirtschaftskraft und eine Konzentration von Arbeitsplätzen aus starken Wirtschaftszweigen auszeichnen.
Darüber hinaus sollten sich die Flächen flexibel an die Prozesse der Unternehmen anpassen lassen – ein Beispiel dafür ist unser Aurelis-UnternehmerPark, der so konzipiert ist, dass unterschiedliche Flächen flexibel miteinander kombiniert werden können. So können sich Unternehmen am Standort vergrößern, verkleinern oder ihren Flächenmix anpassen. Wichtig ist auch die Anbindung der Flächen, sei es an den öffentlichen Nahverkehr, an ein funktionierendes Straßennetz oder an das Internet. Glasfaseranschluss ist in Zeiten zunehmender Automatisierung ein Muss – ebenso wie eine leistungsfähige Energieinfrastruktur.
Zweitens – strategische Partnerschaften durch Sale-and-lease-back ermöglichen
Nach wie vor befindet sich etwa jede zweite Fläche, die von Konzernen oder größeren mittelständischen Unternehmen genutzt wird, im Firmeneigentum – bei Produktionsflächen sind es sogar fast zwei Drittel. Bei anstehenden Standortverlagerungen, Standortverkleinerungen oder auch bei der Aufgabe einzelner Teilflächen ist dies für viele Unternehmen ein Problem. Insbesondere dann, wenn es sich um die Unternehmenszentrale handelt, die teilweise weiter betrieben werden soll.
In solchen Fällen bietet sich ein Sale-and-lease-back-Deal mit einem auf Unternehmensimmobilien spezialisierten Entwickler wie Aurelis an. Auf diese Weise wird Kapital für das Kerngeschäft des Verkäufers frei. Der Entwickler revitalisiert zudem die frei werdenden Teilflächen und führt sie dem Vermietungsmarkt zu. Eine zusätzliche Aufwertung der Flächen kann durch Coworking Spaces, Grünflächen oder eine Kantine erfolgen.
Drittens – klimaschonende Supply Chains fördern
Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig – nicht nur in der Immobilienwirtschaft, sondern in Unternehmen aller Größen und Branchen. Eine klimaschonende Supply Chain bringt nicht nur Imagevorteile, sondern auch wichtige wirtschaftliche Alleinstellungsmerkmale und deutlich sinkende Betriebskosten. Die Immobilienwirtschaft hat daher den klaren Auftrag, den nutzerseitigen Wunsch nach ökologisch nachhaltigen Neubauten zu erfüllen. Das weitaus größere Handlungsfeld liegt jedoch im Gebäudebestand. Dieser muss energetisch saniert werden, wobei die vorhandene Bausubstanz möglichst erhalten bleiben sollte. So kann die Freisetzung so genannter grauer Emissionen, die durch Abriss und Neubau entstehen, vermieden werden.
Wegbereiter für Wachstum
Fazit: Die Immobilienwirtschaft hat es nicht selbst in der Hand, wie stark und wie schnell die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren wächst. Umso wichtiger ist es, dass Immobilienentwickler, Investoren, Asset Manager und alle anderen Akteure jetzt handeln – indem sie die herausfordernde Zins- und Baukostensituation nicht einfach abwarten, sondern bereits jetzt gezielt Flächenlösungen für die Zukunft entwickeln. So können sie zum Wegbereiter für das Wachstum von Konzernen, Mittelständlern und Start-ups werden.